Natur
Eröffnungsrede
Galerie im Tor, Emmendingen. Franz Schuck Eröffnung: Sonntag, 14.04.24. Einführung: Dr. Antje Lechleiter, Freiburg
Sehr geehrte Damen und Herren,
Franz Schuck ist in New Jersey in den USA aufgewachsen und kam erst im Grundschulalter nach Deutschland. An der PH hat er Kunst und an der Universität in Freiburg Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Er unterrichtet an der Realschule in Denzlingen, sein Atelier befindet sich in Vörstetten.
In unserer Ausstellung zeigt er nun eine Serie von Waldbildern. Naturmotive beschäftigen den Künstler bereits seit 2013, doch die ausgestellten Bilder sind alle aktuell. Dieses Werk mit dem Baumstumpf, das sich auch auf Ihrer Einladungskarte befindet, ist sogar ganz neu. Schucks Thema ist also der Wald, Programm seiner Malerei sind flüchtige Erscheinungen, wie etwa dieser kurze Moment einer Gegenlichtsituation. Der Künstler zeigt Motive, die uns allen von frühester Kindheit her vertraut sind und uns unmittelbar ansprechen, dennoch sehen wir auf seinen Gemälden mehr als Wald oder Wasser, denn wir erleben Momente des Überganges, Augenblicke einer sich permanent wandelnden Situation.
Viele der Bilder entstanden übrigens im Winter, da er von der grafischen Struktur der Stämme in Verbindung mit den unbelaubten Ästen fasziniert war. Der Schobbach, die Gegend um Vörstetten und Reute - Schuck zeigt Orte seiner unmittelbaren Umgebung, dennoch sind die Schauplätze seiner Bilder nicht identifizierbar. Der Künstler lenkt die gesamte Aufmerksamkeit auf die Natur als solche und damit auf den Akt der Wahrnehmung und ruft ein Gefühl hervor, das auf dem individuellen Empfinden und Erinnern des Betrachters fußt. So wird bewusst, dass es ihm nicht nur um das äußere, sondern auch um das innere Erleben geht. Er zeigt ein letztes Stück Idylle, ein Naturfragment, das er inmitten der vom Menschen veränderten, kultivierten Landschaft gefunden hat. Er zeigt ein Stückchen von jenem Arkadien, das es leider nicht gibt, doch in das wir uns auf seinen Bildern hineinträumen können.
Ich denke, dass Franz Schuck stark von bildhaften Erinnerungen geprägt ist, vielleicht entsteht vor Ort eine kleine Skizze oder eine Fotografie als Gedächtnisstütze. Gemalt wird aber im Atelier. Blicken wir nochmals auf diese Komposition: Kräftiges Grün und fein abgestimmte Brauntöne breiten sich auf der Leinwand aus, kleinere, gezielt gesetzte Akzente gesellen sich hinzu. Die Farbtöne changieren von hellster zu tiefster Farbsättigung, wachsen langsam von innen, aus einem stimmungsbezogenen Grund heraus an die Oberfläche. Wenn er das welke Laub auf dem Waldboden oder den Moosbewuchs auf den Stämmen sieht, dann untersucht er die Struktur, Beschaffenheit und die Wirkung des Lichtes an diesen Oberflächen. Er schaut dabei lange und genau hin. So lange, bis die Dinge sich verwandeln und schließlich ein Geheimnis bekommen.
In der Ausstellung werden Sie sehen, dass Schuck auch einige Wasserbilder vom Schobbach mitgebracht hat. Nun ist Wasser ein extrem anspruchsvolles Thema, denn es hält ganz und gar nicht still. Doch auch die Spiegelungen und die Farbenvielfalt an der Wasseroberfläche eröffnen dem Künstler die Chance, die der Malerei innewohnenden Möglichkeiten zu untersuchen, ein Gefühl für Ballung und Auflösung, Transparenz und Dichte auf die Leinwand zu holen.
In der Ausstellung befinden sich auch einige Tuschpinselzeichnungen auf Papier aus den Jahren 2018, 2019. Auch in diesen unbunten Kompositionen ist es ihm gelungen, inmitten der Stille der Natur einen kurzen Lichtmoment einzufangen. Wunderbar zart sind hier die vegetabilen Strukturen festgehalten und es entsteht eine geradezu ins Dreidimensionale gehende Räumlichkeit auf der Oberfläche seiner Papieruntergründe. Die Werke von Franz Schuck sind von einer großen Innerlichkeit geprägt und unter "Innerlichkeit" versteht der Künstler ein Zusammentreffen von Empfindungen, Gefühlen und Hoffnungen. Und so zeigt er in seiner Malerei einen Wald, der weit mehr ist als die Summe seiner Bäume.
Sehr geehrte Damen und Herren, bei Ihnen bedanke ich mich nun für Ihre Aufmerksamkeit und Franz Schuck für diese inspirierende Ausstellung.